Mit Jagd und Wild geht es bergab

Es wird nicht nur mit viel Geld und Arbeitsplätzen gespielt, sondern es wird auch noch die traditionelle, ökosystemgerechte Jagd systematisch zerstört!

Aus Gründen des Waldschutzes hat gewisse grüne Kreise (von den NGOs bis zum ÖJV und der ANW) ein seltsamer Hass auf wiederkäuendes Schalenwild erfasst. Dieser Hass treibt derzeit in einigen Bundesländern fantastische Blüten:

  • Der Auslöser zumindest in Bayern war die unsägliche WALD vor WILD – Formel.
  • Die Folge war das immer noch nicht aufgearbeitete Flächenbrandpapier (s. Wild und Hund 5/2010) – dessen Verfasser (allesamt Behördenvertreter) sich wohl immer noch in Amt und Würden befinden. Der zuständige Minister wusste angeblich von nichts.

In anderen Bundesländern wurden

  1. drastische Verlängerungen der Schusszeiten gefordert
  2. Verkürzungen des Nachtjagdverbotes
  3. Drastische Reduktion der jagdbaren Wildarten (zum Teil Begrenzung auf Wiederkäuer)
  4. Verbot des Abschusses von Haustieren fern des Siedlungsbereiches
  5. Kirrjagd wird als wildbiologisch problemlos angesehen
  6. Winterfütterung als überflüssig erklärt
  7. Allenthalben wird die Auflösung der Unteren Jagdbehörde und deren Verlagerung an die ÄELF verlangt. Das alles und noch mehr wird teilweise von – selbsternannten – Wildbiologen gefordert.

In der Tat gibt es sehr viele Anzeichen, dass der Jagddruck fast überall und besonders im Winter stark ansteigt. Gleichzeitig degeneriert die Jagdkultur.

  • Bei den BaySF wird auf so genannten Sanierungsflächen ganzjährig gejagt – es darf angezweifelt werden, dass das zielführend ist!
  • Die alle 3 Jahre erhöhten Abschusszahlen führen überall zu stark erhöhtem Jagddruck. Das ist, wie wir noch sehen werden, keinesfalls zielführend.
  • Mittlerweile gibt es Berichte von Drückjagden, auf denen scheinbar ohne jede Hemmung auf nahezu alles geschossen wird, was nach Wiederkäuer aussieht – gelegentlich erwischt es dabei auch mal einen Steinbock bei der Jagd auf Rotwild.
  • Es gibt eigenbewirtschaftete Gemeindejagden, in denen vom 15. April bis in den Dezember hinein nahezu tagtäglich auf dem Ansitz gejagt wird. Im Winter werden dann noch mit riesigen Hundemeuten und ungezählten Jägern unsägliche Drückjagden veranstaltet, bei denen nur wenige Stücke gesehen werden.

Die Jagdkultur befindet sich auf einer schlüpfrigen schiefen Ebene und rutscht immer schneller in Richtung Unkultur. Kann die Talfahrt noch gestoppt werden?

Mittlerweile muss man sich schon fragen, ob die Jagd noch nachhaltig betrieben wird

Jagd ist u.a. nicht nachhaltig:

  • Wenn der Wildbestand nicht mehr artenreich und gesund ist
    • Rotwild darf in Bayern nicht leben, wo es selbst entscheidet leben zu wollen. Es muss leben, wo der Mensch es zulässt – erfüllt diese Regelung den Passus der Vielgestaltigkeit?
    • Kann ein Wildbestand gesund sein, wenn er sozusagen dauerhaft unter Beschuss steht? Wohl kaum.
  • Wenn die natürlichen Lebensgrundlagen nicht mehr gesichert sind
    • Ist das bei einer Zunahme des Maisanbaus in 11 Jahren um 1 Mio ha möglich?
    • Kann man in einer Kulturlandschaft wie der unseren überhaupt von natürlichen Lebensgrundlagen sprechen.

Nachhaltigkeit der Jagd: Prinzipien, Kriterien und Indikatoren
Forstner, Reimoser, Lexer und Heckl, Neumann-Neudamm, 2006

Weidgerecht und Nachhaltig: Die Entstehung der Bürgerlichen Jagdkultur
von Dieter Stahmann von Neumann-Neudamm 2009

Und was sagen seriöse Wildbiologen zu dem Desaster?

Die entscheidenden Erkenntnisse sind wohl erstens:

  1. Unsere wilden Wiederkäuer halten im Winter (von Weihnachten (bzw. Wintersonnenwende) bis Ende Februar) eine Winterruhe. Dabei wird der Stoffwechsel zurück gefahren. Der Nahrungsbedarf sinkt, die Körpertemperatur ebenso. Beim Rehwild ist diese Winterruhe stärker ausgeprägt als beim Rotwild.
  2. In dieser Zeit sollte das Wild auf keinen Fall gejagt werden! Bei dauernden Störungen findet die Winterruhe nicht statt – in der Folge steigt der Nahrungsbedarf drastisch. In Revieren mit starkem unkontrollierten Jagd- oder Touristendruck muss das Wild demzufolge, will man Verbiss vermeiden, artgerecht gefüttert werden.
  3. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Beispielrevieren, die jagdlich (und auch touristisch) erfreuliche Wilddichten mit sehr geringen Wildschäden betreiben.

Und noch eine zweite wesentliche, wenn auch wenig überraschende Erkenntnis:
Unsere Wildarten sind lernfähig

Daraus folgt, dass der Waidmann das Verhalten der Tiere in seiner Jagdausübung berücksichtigen muss, wenn er nicht unnötige Wildschäden provozieren will.

  • Rehwild äst im Frühjahr am liebsten auf den Feldern, wo es schon frisches Grün gibt, wenn im Wald höchstens Knospen zur Verfügung stehen. Der Jäger, der das austretende Rehwild mit der Todesstrafe belegt, zwingt die Überlebenden (die viel öfter als der glückliche Schütze vermutet, seine Tat mit verfolgen) im Wald zu bleiben und erst Nächtens zu äsen.

Damit erhöht er den Verbiss im Wald!

Aus der Lernfähigkeit folgt des weiteren:

  • Nach den Feldern äst Rehwild am liebsten auf den Freiflächen im Wald. Dabei verursacht es meist Verbissschäden an Forstpflanzen. Daher sollte man dort jagen, da man sie damit von dort vertreibt.
  • Man darf aber in der Folge, wenn man auf den Freiflächen nichts mehr sieht, nicht den Jagddruck gleichzeitig auf die gesamte verbleibende Fläche ausüben.
  • Im Idealfall hat man Äsungsflächen im Wald – auf denen man sie keinesfalls bejagen darf.
  • Erhöht man den Jagddruck im Wald über ein bestimmtes Maß hinaus, werden die Rehe „unsichtbar“ und verbeißen notgedrungen in der Deckung.

Dabei wird der Schaden erheblich

Schlussworte von Prof. Anton Moser in einem Artikel zur Frage der Winterfütterung von Rehwild

Wenn Funktionäre des Bayerischen Bauernverbandes, Staatsforstbeamte der ÄELF oder Naturschützer die Fütterung rundweg ablehnen, widerspricht das den wildbiologischen Gegebenheiten und den jagdrechtlichen Regelungen ebenso wie den Grundsätzen deutscher Waidgerechtigkeit, dem Waldgesetz und dem Tierschutzgedanken.

Wenn die Fütterungsgegner sich durchsetzen sollten, sind unser weltweit mustergültiges Jagdrecht und das Revierpachtsystem am Ende.

Der schweizer Wildbiologe Peter Meile in einem Gutachten zur Frage der Wildschäden in einem bayerischen Revier und ihren Ursachen.

Sowohl die Fütterungspraxis, wie auch die Kirrjagd, die Jagd im Januar und die Nachtabschüsse führen zu stark erhöhten Wildschäden durch Reh- und Rotwild. Dadurch wird nach meiner Einschätzung und Erfahrung in anderen Teilen des Alpenraumes der größte Teil der Wildschäden verursacht. Es besteht also ein sehr großes Potential, die Wildschadens-Situation zu verbessern.
(Anmerkung FvS: Das gilt natürlich nicht nur im Alpenraum!)

http://www.aelf-wm.bayern.de/forstwirtschaft/43820/linkurl_0_11.pdf

TBC-Panik: Erste Abschussgatter für Rotwild im Oberallgäu 09.09.2013

Im Oberallgäu werden zwei Fanggatter zum Abschuss von Rotwild gebaut. Wie das Landratsamt in Sonthofen bestätigte, hat es im Stillach- und im Rappenalptal solche Gatter genehmigt, die mit Wintereinbruch in Betrieb gehen sollen.
(http://www.wildundhund.de/438,7825/)

Schwer für einen Außenseiter zu beurteilen, ob diese Gatter tatsächlich notwendig sind. Richtig ist das Argument, es sei besser (im Sinne von tierschutzgerechter), einen eventuell notwendig werdenden massiven Reduktionsabschuss in solchen Gattern durchzuführen als einen extremen Jagddruck in freier Wildbahn zu schaffen. Fest steht aber auch, dass diese Gatter ein weiteres Indiz für den Zusammenbruch der traditionellen Jagdethik darstellen – hin zum Management, weg von Gebirgsjagdromantik. Allerdings sind die Rotwilddichten, wie sie in einigen wenigen Gebirgsrevieren scheinbar üblich waren, auch nicht gerade romantisch.

Es hängt alles davon ab, wie notwendig die Reduktions- und Kontrollabschüsse rein tiermedizinisch sind oder werden können und wie professionell die Gatterabschüsse gehandhabt werden.

Gründe zum Zweifel an der Professionalität einiger unserer Behörden gibt es allerdings genügend. Bisherige TBC-Untersuchungen an Rotwild-Stichproben im Allgäu haben zudem keine besorgniserregenden Befallszahlen ergeben.

Solides Misstrauen ist angebracht!

Naturschutz und Jagdfeindlichkeit „außer Rand und Band“ in Holland

in einem 500 ha – Areal ließ man vor ca 20 Jahren 57 Stück Rotwild frei und überließ die Population dem freien Spiel der Kräfte der Natur. Sie wuchs auf ca 4000 Tiere an, bevor das große, grausame Sterben begann.

http://blog.natuerlich-jagd.de/wie-sichdie-natur-ohne-jagd-entwickelt/

Wie sich die Natur ohne Jagd entwickeln kann
Der Hirsch fällt in ein knöcheltiefes Wasserloch. Völlig entkräftet kann er sein Haupt nicht mehr heben und ertrinkt in der Pfütze. Viele solcher Bilder sind derzeit in den als Touristenattraktion gepriesenen Oostvaardersplassen in den Niederlanden zu sehen.
Nach ersten Schätzungen haben bereits mehr als 700 Tiere ein Ende gefunden – sie sind ganz einfach verhungert. Das ist das natürliche Ende von Tieren in einer menschengemachten Pseudonatur, in der nicht gejagt wird.

Schlimmer kann Naturschutz kaum entgleisen!

http://blog.natuerlich-jagd.de/wie-sichdie-natur-ohne-jagd-entwickelt/

Das Jagdrecht
§ 1 Inhalt des Jagdrechts

  • (1) Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, (Wild) zu hegen, auf sie die Jagd auszuüben und sie sich anzueignen. Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden.
  • (2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt. Die Hege muss so durchgeführt werden, dass Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.